Geld macht Angst
“Unser Geld ist immer weniger wert. Vor ein paar Jahren konnte man sich noch viel mehr dafür kaufen.”
Inflation und sinkende Kaufkraft werden immer wieder als Urängste von uns Deutschen bezeichnet. Fällt nur einer der Begriffe, werden sofort wieder die Bilder von Schubkarren voller Geldscheine, für die man nur ein einziges Brot kaufen konnte oder die Reichsbanknoten mit den aberwitzigen Milliardensummen strapaziert. Schon fast reflexhaft wird die Hyperinflation von 1923 pechschwarz an die Wand gemalt, obwohl die allerwenigsten heute noch lebenden Menschen sie noch live erlebt haben dürften.
Einen ähnlich tiefen Eindruck hat der völlige Zusammenbruch des Finanzsystems nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Nachkriegsgeneration hinterlassen. Die Reichsmark war nahezu nichts mehr wert. Sie wurde ersetzt durch die einzige wirklich harte Währung in der Nachkriegszeit: “Lucky Strikes”. Erst nach Einführung einer neuen Währung, der D-Mark, besserte sich die Situation schlagartig. Das “Wirtschaftswunder” begann fast über Nacht und prägte wiederum eine ganze Generation von Deutschen. Noch heute wirkt dieses Wunder nach in der Sehnsucht nach einer stabilen Währung, nach der “guten, alten D-Mark”, und der Angst vor der Inflation.
Auch in der so genannten “Eurokrise” wurde wieder das Horrorszenario der Banken stürmenden Volksmassen heraufbeschworen, weil sie das Vertrauen in die Seriosität ihrer Banken und somit in die Sicherheit ihrer Ersparnisse verlieren. Deshalb mussten wir die Banken ganzer Länder (samt russischen Steuerflucht-Milliardären) retten, Finanzsysteme und Währungen stabilisieren und Schuldenberge für unsere Kinder auftürmen, indem wir Steuerzahler die faulen Kredite irgendwelcher “privater Anteilseigner” übernahmen, damit diese mit unserem Geld mit der Spekulation von vorne beginnen können.
Und in den letzten vier Jahren haben wir alle beim Einkauf im Supermarkt erlebt, wie Preise innerhalb weniger Wochen durch die Decken gehen können und Klopapier zur Geldanlage mutierte.
Vertrauen, Sicherheit, Verlustangst, Risiko, Stimmung, Glauben – alle diese Begriffe haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind der Inbegriff der aktuellen Finanzkrise und sie beschreiben alle keine rationalen Vorgänge – wie man es bei Gelddingen, vor allem in solchen Dimensionen, doch eigentlich erwarten sollte – sondern Emotionen, Gefühle. Keine guten Gefühle. Hier wird schon lange keine Bank, kein Land mehr gerettet, sondern nur noch der Glaube an ein Geldsystem, eine Währung, an das Geld an sich, dessen Wert in den Augen von Bankern und Bankkunden.
Ich will hier jetzt nicht zu tief im Sumpf der Finanzwelt versinken, aber schon diese wenigen Beispiele zeigen uns eindrücklich, dass Geld einen Wert hat, der alles andere als stabil zu sein scheint und das auch beim Thema Geld die beiden Zweifel-Zwillinge “Sicherheit” und “Vertrauen” unsere guten, alten Bekannten aus dem ersten Teil unseres Workshops, wieder eine große Rolle zu spielen scheinen. Es sind also auch hier wieder große Emotionen im Spiel.
Wir können aus den Beispielen aber auch sehen, das Geld gar nicht so konkret festzumachen ist, wie wir denken. Mal wird es in ein paar Wochen zu Milliarden, mal wird es ersetzt durch Zigaretten, mal steht es als Symbol für Stabilität, dann schmeißt man eine Gelddruckmaschine an und zaubert billiges Geld in Massen aus dem Nichts. Da stellt sich doch die Frage:
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