Modul 3 von 18
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Hin zu – oder weg von?

Die Antwort auf diese, auf den ersten Blick vielleicht etwas irritierende Frage, ist oft entscheidend für Erfolg oder Misserfolg der ganzen Unternehmung, denn sie sagt etwas über die wahren Gründe, die eigentliche Motivation aus, die jemanden antreibt. Und diese Motivation muss nicht immer positiv, sondern kann auch der eigentliche Grund für ein späteres Scheitern sein. Deshalb ist es so wichtig, für sich selbst eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu finden. Also, …

Wollen Sie hin zu – oder weg von etwas?

Für viele Menschen ist nicht das „Ich will endlich selbstständig werden“, „Ich will eine Idee umsetzen“ oder auch „Ich will reich werden“ der eigentliche Grund, warum Sie in den Onlinehandel einsteigen wollen. Auch wenn sie selbst dies als Grund angeben würden. Klar, viele geben, wenn man sie zu ihrer Motivation und ihrem Ziel fragt, gerne an: „Ich will endlich so viel Geld verdienen, dass ich alle meine Wünsche erfüllen kann“ oder „Ich will meine Zeit endlich selbst einteilen können“. Die Werbung für viele Internetprodukte zielt auch genau darauf ab.

Aber, wenn man genau nachfragt, ist nicht die Lust auf Neues, sondern der Frust über das Bestehende (schlechter Job, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, etc.) der wahre Hintergrund. Das Ziel ist es nicht, irgendwo hinzukommen, sondern irgendwo weg. Nicht „Hin zu“, sondern „Weg von“! Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, dies ist ein gravierender Unterschied, der sehr oft große Auswirkungen auf das Gelingen oder Misslingen einer Existenzgründung hat. Ja, hier liegen meist schon die Wurzel und die eigentliche Ursache von Erfolg oder Misserfolg.

Es ist natürlich nicht grundsätzlich falsch, sein Leben ändern zu wollen. Es ist sogar sehr positiv für die Motivation. Aber, wenn man einzig dieses „Weg von“ – Ziel hat, in dem Moment, wenn man sich entschließt, einen Shop zu kaufen, ein Geschäft zu gründen und/oder sich selbstständig zu machen, birgt dies die große Gefahr schnell zu scheitern.

Warum? Weil dieses Ziel einerseits sehr hochgesteckt und deshalb meist nur sehr schwer zu erreichen, gleichzeitig aber auch sehr allgemein und unklar ist. Es fällt schwer, etwas zu bewegen, sich zu bewegen, wenn man das Ziel nicht genau kennt. Die Frustrationsschwelle ist so deutlich niedriger. Es fällt schwer überhaupt einen Anfang zu finden, wenn man nicht weiß, wo genau man eigentlich hin will. Ein solch hohes Ziel setzt einen auch unter einen immensen Druck. Stellen sich nicht sofort deutliche Erfolge ein, beginnt man sehr schnell am Erreichen des Ziels zu zweifeln.

Kleine Erfolge bringen hier gar nichts, weil sie zu kleine Schritte sind, auf dem Weg zum großen Ziel und deshalb oft gar nicht als Erfolg wahrgenommen werden. Wer schnell einige zehntausend Euro verdienen will, ist nicht glücklich, wenn er in der ersten Woche 20 Euro eingenommen hat. Und was ist erst, wenn er in den ersten Wochen, vielleicht sogar Monaten draufzahlen muss? Die meisten der schnell Scheiternden aus der untersten Gruppe der Pyramide (siehe Lektion 1) machen genau diesen Fehler. Sie wollen zu viel zu schnell! Sie haben unrealistische Vorstellungen, die sich niemals verwirklichen lassen.

“Das kann gar nicht schiefgehn!”

Ich möchte das Beispiel sogar noch weiterverfolgen: Was passiert, wenn die Geschäftsgründung komplett schief geht? Diese Frage stellen sich die Wenigsten BEVOR sie starten. Mit fatalen Konsequenzen, wenn plötzlich ein Scheitern nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Erst dann wird ihnen schlagartig klar, was es bedeuten würde, zu scheitern. Der Druck steigt bis hin zur kompletten Lähmung. Genau in dem Moment, wo man eigentlich noch einmal alles geben müsste. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht, auch wenn einem genau dieses in diversen Existenzgründer-Angeboten suggeriert werden soll. Gut für das Selbstvertrauen ist eine solche Niederlage garantiert nicht. Vor allem dann, wenn man nicht damit gerechnet, sie nicht von Anfang an mit einkalkuliert hat.

Was passiert jetzt fast zwangsläufig? Das genaue Gegenteil dessen, was man so gern (und einfach) erreichen wollte. Jetzt kommt Frust auf darüber, keinen Erfolg gehabt zu haben, es nicht geschafft zu haben, das eigene Leben positiv zu ändern. Die finanzielle Situation nicht schlagartig völlig verändert oder auch nur verbessert zu haben, sondern vielleicht auch noch eine, bei manchen gar die letzte, größere Summe Geldes, wie man es dann gerne bezeichnet, „zum Fenster hinaus geschmissen zu haben“. Der finanzielle Verlust lässt sich oft gerade noch verschmerzen. Das Gefühl, es nicht gepackt zu haben, „versagt“ zu haben, ist meist viel schlimmer.

Für viele ist das Scheitern eine so frustrierende Erfahrung, dass sie sich ab sofort mit ihrem „Schicksal“ abfinden und nie wieder versuchen, etwas an ihrer persönlichen Situation zu ändern. Die Rente ist jetzt das einzige Ziel. (Bis sie merken, auch die wird nicht üppig ausfallen). Schuld sind dann oft die anderen, die ihnen nicht geholfen hätten oder die Verkäufer, die ihnen zu viel versprochen hätten. Im zweiten Falle mag dies richtig sein, aber bei einer gründlichen Vorbereitung der Geschäftsgründung hätte auch der Käufer gelernt, solche Angebote realistisch einzuschätzen! Manchmal wundert es einen doch sehr, wie (leider muss ich es so deutlich ausdrücken) naiv manche Leute an ein Projekt, Geschäftsmodell oder gar eine komplette Existenzgründung herangehen, die ein „neues“ Leben einleiten soll. Da werden Entscheidungen, die vielleicht die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte prägen sollen, mal eben in wenigen Minuten aufgrund von nicht hinterfragten Werbesprüchen ” aus dem Bauch heraus” getroffen.

“Irgendwann klappt das schon!”

Es gibt aber auch eine Menge Menschen, die zwar scheitern, es danach aber wieder versuchen. Und wenn sie wieder scheitern, versuchen sie es ein weiteres Mal. Dann noch einmal und noch einmal usw. Einerseits ist eine solche „Nicht aufgeben“ – Einstellung bewundernswert, ja sogar eine Voraussetzung für den Erfolg, wie wir noch sehen werden, aber andererseits kann dies auch auf zwei möglicherweise für den Erfolg ebenfalls wichtige, aber bei diesen Menschen (noch) nicht vorhandenen Eigenschaften hindeuten.

  • Das Durchhaltevermögen bzw. das Vermögen, eine Sache durchzuziehen und dranzubleiben, auch wenn sich erste Schwierigkeiten abzeichnen und/oder erste Erfolge nicht schnell genau einstellen. Sie geben zu schnell auf und suchen sich ein neues Projekt.
  • Die Bereitschaft zu lernen, das Scheitern zu analysieren, dabei Fehler zu erkennen, um sie beim nächsten Mal nicht zu wiederholen, sondern aus diesen Fehlern oder auch fehlenden Voraussetzungen zu lernen und es beim nächsten Mal besser und damit erfolgreicher zu machen.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will hier nicht sagen: Wer es nicht spätestens beim dritten Versuch schafft, wird es nie schaffen. Nur, er muss irgendwann einmal anfangen, nach den Gründen für das ständige Scheitern zu suchen. Bei sich selbst zu suchen, weil mehrfaches Scheitern darauf hindeutet, dass es nicht am Konzept, der Idee oder dem Projekt liegt, sondern am Gründer und Unternehmer. Auch hier können zu große Erwartungen eine große Rolle spielen.

Gleiches gilt übrigens auch für alle, die mit einem einzigen Projekt zwar gerade so über die Runden kommen, aber den richtigen Erfolg bisher nicht verzeichnen konnten. Durchhaltevermögen kann man hier vielleicht unterstellen aber irgendwo muss es doch noch einen Haken geben. Müssen Fehler gemacht werden, die man bestimmt abstellen könnte.

Schwächen können stark machen

Sie merken, es gibt eine Menge Ursachen und Gründe für das Ausbleiben von wirklichem Erfolg oder gar ein komplettes Scheitern, die man schon im Vorfelde erkennen kann, wenn man ernsthaft, ehrlich und realistisch mit seiner Geschäftsidee und vor allem auch sich selbst ins Gericht geht, Stärken und Schwächen möglichst neutral, objektiv und unvoreingenommen einschätzt und die „rosarote Brille“, die einem anfangs immer auf der Nase herumtanzt, abnimmt.

Stellt man dann fest, dass einem die eine oder andere Stärke fehlt oder man leider die eine oder andere Schwäche hat, hat man den ersten wichtigen Schritt hin zum Erfolg schon getan! Denn: Allein das Wissen um seine Schwächen ist schon eine Stärke!

  • Nur wenn man seine Stärken und Schwächen kennt, kann man entscheiden, welche Geschäftsidee überhaupt geeignet ist.
  • Und nur wenn man seine Stärken und Schwächen kennt, kann man dies ganz gezielt in seine Planungen und Überlegungen mit einbeziehen und frühzeitig, am besten schon vor dem eigentlichen Start, für Abhilfe sorgen, indem man sich Hilfe sucht oder auch an seinen Fähigkeiten arbeitet.
  • Und nur, wenn man das bisher Erreichte immer wieder realistisch und objektiv beurteilt und mögliche Fehlerquellen versucht abzustellen, wird man langfristig Erfolg haben.

Alles dies sind grundlegende Eigenschaften, die ein Unternehmer unbedingt mitbringen muss, wenn er langfristig Erfolg haben will:

  • Realistisches Urteilsvermögen: Wo liegen meine Stärken und Schwächen? Was habe ich bisher erreicht und was noch nicht?
  • Kritikfähigkeit: Zuzugeben, dass man überhaupt Schwächen hat!
  • Planung: Sich schon vorher Gedanken machen!
  • Lernbereitschaft: An sich arbeiten! Stärken optimieren und Schwächen minimieren.