Im letzten Spotlight habe ich ja über Träume und Hindernisse geschrieben. Hier einmal meine ganz persönliche Geschichte.
Bevor ich mich selbstständig machte, hatte ich, wie wohl jeder, den Traum von finanzieller Freiheit und mehr noch, den Wunsch nach Entscheidungsfreiheit. Ich hatte einige Zeit in Firmen, Verlagen und Agenturen gearbeitet und wollte nie mehr die mehr oder weniger guten Ideen anderer Leute nach den mehr oder weniger guten Vorstellungen noch anderer Leute umsetzen müssen. Ich wollte endlich mein eigenes Ding machen.
Ich habe komplett bei Null mit einer kleinen Internet-Agentur angefangen. Hard- und Software auf eBay gekauft und verkauft, eBooks geschrieben und eBook-Shops verkauft. Damit konnte ich mich über Wasser halten, mehr aber auch nicht. Mit der Zeit entwickelte sich das Geschäft immer weiter in Richtung digitale Dienstleistungen und Beratung. Ich glaube, ich war schon Coach, als es dieses Business noch gar nicht gab. 🙂
Mal lief es ganz gut, dann wieder ging fast überhaupt nichts. Es gab großartige Launches mit viel Geld in wenigen Wochen, aber auch Jahre, in denen ich so gerade am Existenzminimum herum hangelte. Meist waren dies Zeiten hoher persönlicher Belastung. Aber es gab Momente, da lief es trotz ausreichend Zeit, hoher Motivation und jeder Menge Energie auch nicht wirklich besser, zumindest nicht so gut, wie es eigentlich hätte laufen können.
Ich arbeitete von morgens bis abends, mindestens 10, oft bis zu 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche – aber kam einfach nicht voran. Das machte mich mal wütend, mal deprimiert und auf Dauer litten meine Motivation und auch mein Selbstbewusstsein deutlich. Warum machte ich das Ganze überhaupt, wenn es sich nicht auszahlte? Wozu die Zeit und Arbeit in ein Business stecken, was auf der Stelle verharrte? Was machte ich falsch? War ich einfach nicht (mehr) gut genug für den Job?
Selbstzweifel wechselten sich ab mit Frustration und dann wieder unbändiger Motivation. Es gibt da draußen so viele Menschen, die es schaffen, ein profitables Business aufzubauen. Ich hatte es ja auch schon mehrmals geschafft. Ich hatte schon so vielen Menschen geholfen und es gibt noch so viele Menschen mehr, denen ich helfen könnte! Wenn andere das können, dann könne ich das ja wohl auch!
Es war zum Verzweifeln! Ich spürte, es gab da ein unsichtbares Hindernis, welches ich aber irgendwie nicht zu fassen bekam. Und ich wusste, würde ich dieses Hindernis nicht erkennen und überwinden, würde sich auch in den nächsten Jahren an meiner Auf-und-Ab-Situation nichts ändern. Bis mir dann eines Tages dann wohl wirklich die Motivation und/oder die Kraft ausgehen würde.
Das war der Zeitpunkt, an dem ich mir selbst Hilfe holte. Ich, als gestandene Geschäftsfrau suchte mir einen Coach. Ja, tatsächlich, ich als Coach ließ mich coachen. Das war damals für mich ein echt schwieriger Schritt, für den ich lange brauchte. Viel zu lange, wenn man es rückblickend betrachtet.
Hamsterrad Teil 2
Eigentlich bin ich ein Mensch, der durchaus diszipliniert und organisiert an die Arbeit geht. Ich weiß, was ich machen muss und meist auch, wie ich es machen will, aber fertig wurde ich trotzdem irgendwie nie. Ich produzierte Inhalte wie am Fließband, war eigentlich mit meiner Arbeit zufrieden, aber spätestens am nächsten Tag hatte ich dann das Gefühl: Das ist alles nichts! Das kann man so auf gar keinen Fall veröffentlichen. Hier muss auf jeden Fall noch was gemacht werden, dort auch und das da kann man gleich ganz vergessen.
So kam ich immer wieder vom hundertsten ins tausendste und manche Projekte, die vielleicht Wochen oder höchstens einen Monat gedauert hätten, zogen sich über ein Jahr. Manche haben nie das Licht der Welt erblickt. Alles artete aus in eine wirklich ungesunde Art von Perfektionismus.
Eine Weile lang dachte ich, ich wäre ein klassischer Fall von “Aufschieberitits” bzw. Prokrastination, auch, weil ich mich immer wieder dabei ertappt habe, wie ich während der Arbeit mal eben E-Mails checkte, bei Facebook herumsurfte oder durch Infokanäle zappte und dankbar jede Chance zur Ablenkung von der eigentlichen Arbeit annahm. Das war ja auch kurzfristig kein Problem, ich bin die Chefin, langfristig aber schon. Was sich bei jeder kleinen Unterbrechung spontan wie eine Befreiung, mit allen damit verbundenen unterbewussten Glücksgefühlen, anfühlte, machte mich auf Dauer echt fertig. Am Ende des Tages, der Woche, des Monats, sogar des Jahres immer das Gefühl zu haben, nichts oder viel zu wenig zustande gebracht zu haben, kratzte enorm an meinem Selbstwertgefühl.
Ich musste das in den Griff bekommen. Also habe ich angefangen, zum Thema zu recherchieren. Prokrastination wird begünstigt, wenn
- die Ziele wenig konkret sind,
- die Aufgabe als besonders groß angesehen wird,
- oder sie aus anderen Gründen als unangenehm empfunden wird.
Na, da man ja leicht was machen: Zu große Ziele in ihre Einzelteile zerlegen, diese dann so weit wie möglich konkretisieren und die dann alle in einen Zeitplan integrieren. Einen Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresplan erstellen, jegliche Ablenkung rigoros ausschließen und dazu die nötige Portion Disziplin, würden das Problem schon lösen.
Ins Handeln kommen war eigentlich nie mein Problem, an der Pünktlichkeit konnte ich noch ein bisschen schrauben, aber ich habe noch einen ganz speziellen Trick angewandt. Ich habe meine ja sehr üppige Arbeitszeit von morgens früh bis abends spät künstlich verknappt. Es gibt kein Open-End mehr, sondern einen echten Feierabend. Na ja, zumindest an den meisten Tagen. Aufgaben, die erst nächste Woche dringlich werden würden, mussten spätestens Freitag Mittag erledigt sein. Für etwas, wofür ich eigentlich locker sechs bis acht Stunden Zeit hätte, wurden nur vier eingeplant.
Und, was soll ich sagen: Es hat richtig gut funktioniert – ich habe tatsächlich viel mehr geschafft in der gleichen Zeit – aber es hat das Problem nicht gelöst! Ich hatte nicht das Gefühl, dass es auch bessere Arbeit war. Ich war noch immer nicht zufrieden und versuchte nun nur, mit noch mehr Arbeit noch mehr vermeintliche Perfektion zu erreichen. Auch, wenn mir noch so viele Menschen bestätigten, dass ich und/oder meine Angebote gut waren und ihnen geholfen haben, wurde ich diese Selbstzweifel einfach nicht los. Nie war etwas richtig gut, nie richtig fertig.
Heute glaube ich, ich litt damals an so einer Art von Hochstapler- oder Impostor-Syndrom. Bei den ganzen Schreihälsen und Blendern da draußen, hatte ich irgendwie Angst – trotz der ganzen Substanz, die ich in meinen Angeboten biete – mit denen in einen Topf geschmissen zu werden. Ich habe die ganze Zeit versucht, ein noch überzeugenderes Angebot zu entwickeln, mich aber nie getraut, es auch anzubieten. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich kurz davor gestanden habe, nur um dann doch wieder einen Rückzieher zu machen.
Ich glaube, vielen Menschen geht es ähnlich. Sie haben gute Ideen, Produkte, Dienstleistungen aber trauen sich nicht, damit (und zwangsläufig dabei ja auch als Person) konsequent an die Öffentlichkeit zu gehen. Man sieht es ja jeden Tag in den “sozialen” Medien, wie Menschen aggressiv angegriffen werden. Es gibt fast keinen Feed, keine Diskussion, die nicht spätestens nach dem dritten Kommentar entgleist, egal, wie belanglos das Thema ist. Immer wird es schnell persönlich, so gut wie nie geht es um die Sache. Wer will sich das schon freiwillig antun?
Wie ich es dann doch hinbekommen habe, meine Selbstzweifel zu überwinden, endlich ins wirklich effektive Arbeiten zu kommen und (auch mich selbst) überzeugende Ergebnisse zu produzieren, erzähle ich im nächsten Spotlight.
Hamsterrad Teil 3 – Kann Coaching auch zu billig sein?
Mit “billig” meine ich nicht die Qualität des Coachings, sondern ganz konkret die Summe an Geld, die man investiert. Kann man echt zu wenig Geld in ein seriöses Coaching investieren?
Vor überteuerten und meist auch noch absolut substanzlosen Coaching-Angeboten kann man sich nicht mehr retten. Gefühlt bestehen 90% der Inhalte in meinen Social-Media-Timelines etc. aus solchen “Hochpreis-Business-Mindset-100%Erfolgs-Coaching”-Verlockungen. Der Rest sind Horror-Storys von Menschen, die darauf reingefallen sind und so vier-, fünf- oder gar sechsstellige Summen in den Sand gesetzt haben.
Auch von fast jedem meiner Coachingkunden höre ich regelmäßig, dass sie (manchmal sogar mehrmals) auf solche Angebote reingefallen sind und sehr viel Geld ausgegeben haben für rein gar nichts.
Aber es kann auch das genaue Gegenteil passieren. Man kann für ein Coaching zu wenig Geld ausgeben! Mit dem gleichen unbefriedigenden Ergebnis. Ehrlich, ist mir selbst schon passiert.
Ich habe mich ja lange gegen den Gedanken gesträubt, mich coachen zu lassen. Den meisten Menschen geht es wohl so, vor allem uns Selbstständigen. Was ist man für ein Geschäftsmensch, wenn man sich erst einen anderen suchen muss, der einem erzählt, wie man sein Geschäft zum Laufen bringt?
Und auch der Gedanke, womöglich eine Unsumme an Geld für irgendwelche platten Business-Weisheiten und sinnfreies Motivationsgequatsche zu verschleudern, schreckte mich ernstlich ab.
Vor ein paar Jahren habe ich dann doch über einen längeren Zeitraum eine niedrige vierstellige Summe in ein Business-Coaching bei einem bekannten amerikanischen Coach, besser gesagt, bei einigen seiner Mitarbeiter, investiert. Ihn selbst habe ich, glaube ich, nur ein Mal persönlich per Videocall zu Gesicht bekommen, um mir seinen Standard-Vortrag anzuhören. (So zumindest kam es/er rüber.)
Mit der Zeit allerdings verlief sich dieses Coaching irgendwie im Sande. Ich habe immer seltener Termine wahrgenommen und die haben sich immer seltener gemeldet. Einen Gutteil des investierten Geldes habe ich mal eben in den Atlantik versenkt und wirklich weitergeholfen hat mir der andere Teil ehrlich gesagt auch nicht.
Nur, so richtig mitgenommen hat mich diese Pleite irgendwie nicht. Es tat nicht wirklich weh. Ich hab das einfach unter “Lehrgeld” verbucht und abgehakt. Allerdings hat mich diese Erfahrung dazu gebracht, das Thema Coaching wieder für eine lange Zeit ganz weit von mir zu schieben. „Bringt ja doch nichts.“
Warum es dann doch zu einem zweiten Versuch gekommen ist, habe ich in den beiden ersten Hamsterrad-Spotlights beschrieben (siehe weiter oben).
Wenn es diesmal nicht nur wieder reine Zeit- und Geldverschwendung werden sollte, musste ich es anders angehen. Mein Motto: Keine halbherzigen Versuche mehr!
Und es wurde anders. Komplett anders. Ich habe monatlich eine vierstellige Summe investiert. Dafür habe ich mir aber auch meinen Coaching-Partner lange und gut überlegt ausgesucht, um für das viele Geld auch die entsprechende Gegenleistung zu bekommen. Ich hatte dabei ganz genaue Kriterien:
- nachvollziehbare Expertise und Erfahrung,
- effektive Praxisarbeit an meinem Projekt,
- keine dummen Sprüchen, sondern klare Ansagen und konkrete Aufgaben,
- die Vereinbarung überprüfbarer Zwischen- und Endziele
Es hat tatsächlich eine ganze Weile gedauert, bis ich einen Anbieter fand, der diese Anforderungen auch voll und ganz erfüllte und mich mit meiner mehr als 25-jährigen Berufserfahrung auch wirklich weiterbringen würde. Jemand, der erst seit einem Jahr dabei ist, wäre wohl eher als mein Coaching-Kunde in Frage gekommen. Ich dagegen brauchte einen echten Agentur-Coach auf Augenhöhe, der mir automatisch Druck machen würde.
Und: Es hat funktioniert!
Die investierte Summe ließ einfach keine Ausreden mehr zu. Die Rate war jeden Monat fällig, egal, was ich mit der Zeit anstellte. Ich hätte auch hier ganz einfach Termine verschieben oder platzen lassen können und hätte ich jetzt wieder nur zwei- oder dreistellig investiert, wäre dies wahrscheinlich des Öfteren passiert.
Vielleicht hätte ich das Ganze nach ein paar Wochen auch still und heimlich einschlafen lassen und mich einfach nicht mehr bei meinem Coach gemeldet. Irgendeinen triftigen Grund hätte ich mir schon zurechtgelegt. Auf die Dauer ein paar hundert Euros zum Fenster hinausgeschmissen zu haben, damit könnte ich wohl, ein paar Gewissensbisse ignorierend, leben. Damit, mal eben ein paar Tausend Euro verbrannt zu haben, aber auf gar keinen Fall.
Ich allein wäre diejenige gewesen, die das Scheitern des Coachings zu verantworten hätte, denn mein Coach lieferte ab. Ich konnte jederzeit Termine vereinbaren. Bei jedem Termin wurden konkrete Aufgaben besprochen, die ich in einem genau festgelegten Zeitraum erledigen musste. Und das komischste daran war: Das waren keine Aufgaben, auf die ich nicht von selbst gekommen wäre. Die meisten Dinge, die wir besprachen, waren mir lange bekannt. Das meiste von dem bringe ich meinen Coaching-Kunden genau so bei. Nur diesmal war es eben andersherum: Ich musste umsetzen!
Und dabei stellte sich heraus, dass nicht allein nur die Motivation, etwas aufzubauen, Erfolg zu haben, wichtig ist. Für mich entscheidend, um endlich ins effektive Arbeiten zu kommen (siehe Hamsterrad-Spotlights) waren tatsächlich Geiz und Ehrgeiz. Ich wollte die Zeit (das Geld) so gut wie möglich ausnutzen und ich wollte meinem Coach beweisen, dass ich es eigentlich auch allein ganz gut kann. Klingt irgendwie absurd, aber genau so war es. Ich wollte es mir absolut nicht antun, bei einem Termin mit leeren Händen da zu stehn oder ihm irgendwelche Null-Acht-Fünfzehn-Ergebnisse zu liefern.
Mein Coaching hat mich zweierlei gelehrt:
- Geld ist auch beim Coaching eine nicht zu unterschätzende Motivation. Ich glaube, Coaching darf nicht zu billig sein. Die Kosten müssen über der finanziellen Schmerzgrenze liegen. Es muss wirklich weh tun, hinzuschmeißen.
- Es kommt beim Coaching nicht nur darauf an, dem Kunden Fähigkeiten zu vermitteln, ihm den Weg zu weisen, sondern vor allem auch, ihn zu motivieren, ins Tun zu kommen.
Man darf als Coach nicht darauf warten, dass ein Coaching-Kunde von sich aus aktiv wird. Man muss von Anfang an Ziele festlegen und man muss es dem Kunden (auch und vor allem zu seinem ganz persönlichen Vorteil!) schwer machen, nichts zu tun. Motivation ist ein wesentlicher Teil des Coachings. Ich würde sogar sagen: Er ist der entscheidende Teil!
Auf den ersten Blick mag es vermessen erscheinen, wenn ich sage, Coaching darf nicht zu billig sein, aber es muss am Ende doch auch was bringen! Was nützt es, wenn das billige Coaching mangels Motivation erfolglos bleibt? Dann sind auch die noch so wenigen Euros komplett zum Fenster rausgeschmissen.
Aber es gibt noch einen zweiten wesentlichen Aspekt: Wenn man einem Kunden tausend Euro oder mehr pro Monat berechnet, muss man als seriöser Coach auch eine entsprechende Gegenleistung erbringen. Erst dann gewinnen wirklich beide Partner.
Welche interessanten persönlichen Erfahrungen ich noch bei meinem ganz persönlichen Coaching gemacht habe, erzähle ich Euch beim nächsten Mal.