Letztens war ich mal wieder so richtig enttäuscht von ChatGPT. Ich brauchte auf die Schnelle einen Text für einen Facebook-Post. Nichts leichter als das, dachte ich mir, genau für sowas hat man doch jetzt die ganzen neuen KI-Tools: Man erteilt einen Auftrag und Sekunden später hat man das gewünschte Ergebnis als Text, Bild oder Video. Manchmal muss man vielleicht noch mal nachjustieren, aber spätestens nach ein paar Minuten ist die Arbeit, für die man sonst Stunden bräuchte, erledigt. Schöne neue KI-Welt eben.
Nee, eben nicht. Ich hatte ChatGPT sogar gebeten, mir gleich drei Varianten zu erstellen. Ich dachte, das erhöht die Chance nochmal deutlich, im Handumdrehen den perfekten Post zu kreieren. Aber: Pustekuchen! Alle drei Vorschläge waren deutlich zu lang und dermaßen langweilig, die konnte ich beim besten Willen nicht veröffentlichen. Ich hab dann noch eine Weile herum optimiert, nur um mir dann am Ende aus den besten Bruchteilen der drei Vorschläge mit meinen eigenen Worten selbst etwas zusammenzubasteln. Das hat garantiert länger gedauert, als hätte ich den Text gleich ganz selbst geschrieben und wahrscheinlich wäre das Ergebnis ohne KI-Hilfe auch besser gewesen.
Aber das kann’s ja nun wirklich nicht sein. So wird mich KI auch in hundert Jahren nicht ersetzen. Sind dieser Hype um KI und die Angst einer ganzen Generation von Marketern und Kreativen ersatzlos ersetzt zu werden überhaupt berechtigt?
Klar, KI kann viele Aufgaben besser und vor allem schneller erledigen als unsereins. Texte zusammenfassen, Listen erstellen, Daten auswerten, Prozesse automatisieren, Informationen recherchieren, Abläufe koordinieren, usw. Aber dies sind alles eher Fleißaufgaben.
Das ist eigentlich auch gar nicht verwunderlich, denn KI macht im Grunde ja nichts anderes als auf Anfrage eine riesige Datenmenge zu scannen und mittels komplizierter Algorithmen zu filtern. Nicht immer ist das Ergebnis logisch oder auch richtig, aber immer das rein rechnerisch wahrscheinlichste.
Deshalb ist KI aktuell, meiner Meinung nach, wenn man sie denn machen lässt, vor allem eines: Absolutes Mittelmaß. Und Mittelmaß ist das genaue Gegenteil von Kreativität.
Wir müssen die KI erst dazu bringen, kreativ zu werden, indem wir sie dazu bringen, vom absoluten Mittelmaß abzuweichen. Manchmal reicht es schon, der KI mitzuteilen, für welche Zielgruppe man etwas braucht oder für welchen besonderen Zweck, ob, und wenn ja, welche Emotionen transportiert werden sollen oder wir geben ihr vor, nur ganz bestimmte Datensätze zu verwenden. Allein dadurch kommt man schon weg vom absoluten Mittelmaß.
Je präziser man seinen Wunsch beschreiben kann, desto genauer wird auch das Ergebnis sein. Ich habe gerade irgendwo gelesen, Googles Gemini 1.5 Pro (ehemals Bard) kann jetzt 1 Million Token verarbeiten. (Zum Vergleich: GPT-3 schafft bisher 40.000, GPT-4 immerhin 128.000)
Token? KI-Tools zerlegen die Eingaben des Nutzers in kleine Dateneinheiten (Tokens). Texte zum Beispiel werden erst in Sätze und diese dann in kleine Textschnipsel zerlegt. Jeder Token wird dann in eine numerische Folge umgewandelt, welche von den Algorithmen analysiert wird. In solchen Zahlenreihen kann man viel besser und schneller Muster erkennen, als in Sätzen oder ganzen Texten.
Und 1 Million Token bedeutet: Googles Gemini kann jetzt
- 700.000 Wörter
- 30.000 Zeilen
- 11 Stunden Audio
- oder 1 Stunde Video
in einer einzigen Anfrage (Prompt) verarbeiten. Das ist eine Menge Platz, um der KI zu erklären, wie kreativ sie sein soll. Aber da kann man auch gleich einen eigenen Roman schreiben. 🙂
Lasst Euch nicht abschrecken von solchen Unmengen. Für einen guten Prompt braucht man nicht annähernd so viel Kontext. Entscheidend ist sowieso nicht die Menge der Eingabe, sondern deren Qualität. Am wichtigsten ist es deshalb, möglichst schon vorher eine Vorstellung davon zu haben, was man am Ende will. Wir müssen selbst kreativ werden, um einzigartige, besondere, unverwechselbare Ergebnisse zu bekommen. Die KI ist nur so kreativ wie der Mensch, der vor ihr sitzt.
Mein Fehler bei der Facebook-Postererstellung letztens war es, eine ungeliebte Aufgabe so schnell wie möglich vom Tisch bekommen zu wollen, ohne mir wirklich Gedanken, also kreative Arbeit, machen zu müssen. Aber ohne geht es (noch) nicht. Vielleicht lernt ChatGPT ja mit der Zeit, was genau ich mir wünsche, wenn ich genervt einfach nur “Facebook-Post” schreibe. Bis dahin aber bleibt die Sache mit der Kreativität wohl bei mir hängen. 🙂
Prompting in der praktischen Anwendung gezeigt
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