Weil die KI normalerweise die Antwort aus einer riesigen Datenmenge generiert, kann sie auch schon mal auf dem völlig falschen Dampfer unterwegs sein, weil sie die Anfrage falsch interpretiert hat oder sie geht auf Nummer sicher und spuckt nur allgemeine Floskeln aus, weil sie eine zu allgemeine Anfrage erhalten hat.
Die KI-Modelle sind eben (noch) nicht, wie man gerne glauben möchte, intelligente Programme, die Inhalte selbst erstellen, überprüfen und notfalls optimieren. Diese Modelle greifen auf umfangreiche, zwar irgendwie vorgefilterte Datensätze zurück (siehe Spotlight # 43 – kann man ChatGPT uneingeschränkt vertrauen?), aber auch diese sind, wie das Internet insgesamt, größtenteils voll mit den ewig gleichen langweiligen Inhalten.
Um möglichst gute Antworten zu bekommen, muss man den Chat-Bots nicht nur die richtigen Fragen stellen, sondern auch gleich einige möglichst konkrete Anweisungen mit auf den Weg geben,
- was sie suchen
- wo sie suchen
- und wie sie antworten sollen.
Das Höchstlimit liegt aktuell bei Chat-GPT bei 4.000 Zeichen für eine einzelne Anfrage. Genug Platz also, um in das Eingabefenster hineinschreiben, was einem so einfällt. Es gibt keine klaren Vorgaben oder Standards. Was auf den ersten Blick ziemlich easy aussieht, ist aber in Wirklichkeit das größte Problem: Wie stelle ich der KI die richtigen Fragen oder, wie man neuerdings sagt: Wie prompte ich richtig?
Was ist “ein Prompt”?
Alles, was über eine simple Frage an ein KI-Modell hinausgeht, weil zusätzlich noch weitere Anweisungen hinzugefügt werden, nennt man Prompt.
Im Englischen bedeutet “prompt” so ähnlich wie im Deutschen etwas schnell, sofort, pünktlich, bereitwillig, umgehend, unverzüglich zu machen.
Beim Programmieren wird als “prompt” eine Eingabeaufforderung bezeichnet. Die älteren Semester kennen vielleicht noch MS-DOS, wo auf dem Computerbildschirm nach dem Hochfahren immer einige Zeilen Code erschienen mit einem blinkenden Cursor hinter dem C:_ Das ist ein Prompt.
Im englischen hat der Begriff “prompting” aber noch eine weitere Bedeutung, nämlich anregen, vorhersagen, soufflieren, veranlassen, nahe legen, bewegen, in Gang setzen. In der Verhaltenstherapie wird der Begriff “prompting” auch als Technik zum Aufbau von erwünschtem Verhalten verwendet.
Wenn man jetzt alle Bedeutungen zusammenfasst als
“Aufforderung zu einer unverzüglichen, umgehenden Eingabe in eine Software, um diese zu bewegen, zu veranlassen, ihr nahe zu legen, sie in Gang zu bringen, ein gewünschtes Verhalten an den Tag zu legen.”
bringt man den Begriff “promt” bzw. “prompting” ziemlich genau auf den Punkt, finde ich. 🙂
Dieses gewünschte Verhalten kann eine simple Textantwort sein, ein computergeneriertes Bild oder Video, eine Zusammenfassung, eine Analyse, eine Übersetzung, eine Überarbeitung, ein Programmiercode, ein Musikstück, eine Marketing-Strategie, und, und, und.
Man muss der KI nur möglichst genau sagen, was man haben will. Nur mit den richtig formulierten Prompts kann man das volle Potenzial dieser neuen Wundermaschinen auch wirklich ausschöpfen.
Hier einige Tipps:
Formuliere den Prompt so detailliert, präzise und eindeutig wie möglich.
Nicht: “Hallo ChatGPT schreib mir einen Roman.”
Sondern: “Hallo ChatGPT, erstelle mir einen Roman mit mindestens 500 Seiten im Stil von Jules Verne, wo Außerirdische Kapitän Nemo entführen, eine neue interstellare Energie erfinden und die Welt vor rechtsradikalen Spinnern retten. Erstelle dazu ein Vorwort, einen Klappentext und mache Vorschläge für Bilder oder Grafiken. Entwickle daraus bitte entsprechende Formate …, … und mache Vorschläge für Pressemitteilungen, Social-Media-Posts und generiere ein YouTube-Video.”
Ich habe diesen Prompt noch nicht ausprobiert, aber könnte ein Bestseller werden. 🙂
Was für Texte gilt, gilt natürlich auch für Bilder und alles andere. Je mehr konkrete Vorgaben man der KI machen kann, desto eher wird man das gewünschte Ergebnis bekommen.
Gib den Kontext an, in dem das Ergebnis genutzt werden soll.
Soll es sich um einen Werbetext oder eher um eine fachliche Arbeit handeln? Brauchst du eine kurze Mail oder ein ganzes eBook? Soll das Bild das Book-Cover werden oder auf ein T-Shirt gedruckt werden.
Stilsicher
Nicht nur für Bilder oder Musik kann man bestimmte Stile vorgeben. Genau so geht es in der Mode und sogar bei Möbeln. Das kann man verwenden, um entsprechende Produktbeschreibungen, Bilder oder Videos zu generieren:
“beziehe dabei mit ein, dass unsere Produktgruppe im Stil von … gehalten ist.”
Zielsicher
Was ist die Zielgruppe? Sollen Kunden emotional angesprochen werden oder geht es um technische Hilfestellung? Welche Informationen sollen besonders herausgestellt werden.
Geh mit gutem Beispiel voran
Wenn du schon einige gute Texte oder Bilder hast aber mehr davon brauchst oder auch in einem anderen Kontext, dann weise die KI an:
“Erstelle einen Social-Media-Post für … über … anhand von diesen Beispielen: …”
Gib Dich nicht mit dem erstbesten zufrieden
Ganz selten nur ist das erste Ergebnis auch das beste, selbst wenn man viel Zeit in die Formulierung seines Prompts gesteckt hat. Es gibt halt nie nur die eine Antwort, wenn es nicht um eindeutige Fakten geht.
Manchmal hat man vielleicht doch die Formulierung zu allgemein gewählt oder die KI hat sich einen groben Schnitzer geleistet, einem gefällt der Stil dann doch nicht, die Antwort ist zu lang oder zu kurz, das Bild zu hell oder dunkel und der Ton geht gar nicht. Dann benenne die Fehler und gibt der KI die Chance, es besser zu machen.
Auch KI kann Kritik ertragen. Besser sogar als mancher Partner. 🙂 Bist du mit einem Ergebnis nicht voll zufrieden, sprech es klar und deutlich an. Die KI reagiert garantiert nicht beleidigt.
Sagt Euch eure Meinung
Frage die KI doch einfach direkt um ihre Meinung zu bestimmten Vorschlägen oder bitte sie Vor- und Nachteile einer Idee zu benennen. Man kann die KI anweisen, sich dabei in die Rolle eines Experten zu versetzen oder sogar eine bestimmte Person zu imitieren. Brauchts auf die Schnelle ‘ne neue Produkt- oder Marketingidee könnte man doch mal bei Steve Jobs (Gott hab ihn selig) anfragen. Das ganze nennt sich “role-promting”.
Brainstorming
Man kann die KI auch anweisen, gemeinsam über ein Problem nachzudenken bzw. eine Idee weiterzuentwickeln. Dazu muss man sie nur am Ende der Anfrage auffordern:
“Lass uns Schritt für Schritt nachdenken.”
Jetzt kann man das Gespräch mit konkreten Fragen in verschiedene Richtungen lenken.
Mach auch mal die Rolle rückwärts
du hast gerade keine gute Idee, aber die Konkurrenz schon? Dann zäum doch mal das Pferd von hinten auf! Nimm dir irgendein Beispiel für einen besonders guten Text oder vielleicht auch wirklich überzeugenden Social-Media-Post und geb der KI folgenden Prompt:
„Analysiere bitte den folgenden Text auf Stil, Sprache und Tonfall und erstelle einen strukturierten Prompt. Form: definiere für das Prompt-Muster einen Stil und den Tonfall: […]“
Jeder kann ganz einfach einen Prompt erstellen,
aber, du siehst, ohne eigenes Wissen kommt man meist nicht besonders weit.
Klar kann man die KI anweisen eine Social-Media-Strategie auszuarbeiten inklusive Zielgruppen-Analyse, Keyword-Recherche, Vorschlägen für Facebook-Anzeigen, Budgetplanung, usw. – wir machen das selbst schon seit einiger Zeit sehr erfolgreich – aber wenn man kein grundlegendes Marketingwissen hat, kann man überhaupt nicht überprüfen, ob das ganze auch wirklich sinnvoll ist. Die KI kann auch mal ganz gewaltig daneben liegen und das kann dann ganz schön teuer werden. Und, weil die KI eben nur Datensätze aus der Vergangenheit scannt, in unserem Beispiel also wahrscheinlich die Facebook-Anzeigen der jeweiligen Konkurrenz, wird das Ergebnis oft auch nicht besonders kreativ.
Nimmt man aber die KI-Vorschläge als Grundlage für die weitere Arbeit und optimiert sie mit eigenen Ideen, macht das Ergebnis individuell und unverwechselbar, hat man so gut wie immer eine Menge Zeit gespart, aber meist auch ein einzigartiges Ergebnis. Und auch beim Prompten gilt: Übung macht den Meister.
Prompting in der praktischen Anwendung gezeigt
Erfahre in meinen neuen Kurs-Modulen, wie du mit gezielten und präzisen Prompts das Beste aus ChatGPT herausholst:
- Wie du verkaufsstarke Texte für deine Angebots-Seiten schreiben lässt: https://member.internetunternehmerakademie.de/lektionen/neu-schneller-verkaufsstarke-texte-mit-chatgpt-erstellen-inkl-vorlage
- Wie du Zielgruppen-Analysen mit ChatGPT durchführst: https://member.internetunternehmerakademie.de/lektionen/neu-zielgruppen-analyse-mit-chatgpt
- Wie du schneller die Struktur und Inhalte für einen Online-Kurs mit einem spezialisierten GPT umsetzt: https://member.internetunternehmerakademie.de/thema/kurs-struktur-mit-chatgpt-gpt-kursexperte