Ich behaupte einmal: Der Mensch quizzt so lange er denken kann. Historiker, die sich mit dem Thema Quiz beschäftigen, sehen schon in den Orakeln der Antike eine Art Vorläufer unserer heutigen Fernsehshows. Die Orakelsprüche von Pythia und Co. auf eine bestimmte Frage waren ja absichtlich vage gehalten, so dass meist mehrere Antworten möglich waren. Dem für seinen sagenhaften Reichtum berühmten König Kroisos (Krösus) zum Beispiel wurde orakelt, daß ein großes Reich in Schutt und Asche fiele, würde er einen Krieg gegen seinen Nachbarn anzetteln. Er tat es trotzdem und wählte Antwort A “Das Perserreich”. Leider falsch, es war Antwort B “Dein eigenes Reich”.
“Erkenne dich selbst!” – Das stand nicht zufällig über dem Eingang zum Tempel des Orakels von Delphi und es ist auch heute noch einer der Reize, die uns (mit)quizzen lassen, egal, ob als Kandidat im Fernsehen (es soll zur Zeit mehr als 20 Quizformate im TV geben!), auf der Couch davor, bei Brettspielen, in Quiz-Apps oder – ganz besonders beliebt – bei Persönlichkeits-Tests. Wir können uns dem nur schwer entziehen, in der Hoffnung, mehr über uns selbst herauszufinden. Oft unsere Grenzen, manchmal aber auch verborgenes Wissen oder unerkannte Talente.
Warum können wir solchen “künstlichen” Herausforderungen nicht widerstehen?
Die Antwort liegt im Grundprinzip aller Quizzes:
- Frage – Antwort
- Richtig – Falsch
- Gewonnen – Verloren
Schuld ist unser Spieltrieb: Triff eine Entscheidung und erhalte eine Belohnung – oder auch nicht. Einen ganz besonderen Reiz macht es aus, dass bei Quizzes, im Gegensatz zu Würfelspielen, der Zufall keine Rolle spielt. Es zählen einzig und allein das Wissen und das Konzentrieren-Können des Teilnehmers. Somit hat man keine Ausrede, wenn es nicht läuft aber es schmälert auch nichts den Erfolg. Den kann man sich immer selbst zuschreiben. Wenn nicht für das exakte Wissen um die richtige Antwort, dann zumindest aber für den “richtigen Riecher”.
Quizze sind für uns Wettbewerbe. Manchmal gegeneinander, oft aber nur gegen uns selbst. Habe ich das Wissen – oder habe ich es nicht! Dieses Kräftemessen zieht uns an wie ein Magnet. Der Grund: Es löst in uns aufregende Emotionen aus: Das Kribbeln am Anfang ob der Angst vielleicht doch zu versagen, die Enttäuschung, wenn es nicht klappt oder das Glücksgefühl, wenn man etwas erreicht hat, dessen man sich vorher nicht hundertprozentig sicher sein konnte. Selbst ein Zufallstreffer, oder gerade ein solcher, läßt uns (insgeheim) jubeln.
Solche Emotionen kommen direkt aus unserem archaischen Belohnungssystem. Dopamin pur! Dieses System ist so alt, wie unser Gehirn. Was uns (kurzzeitig) glücklich macht, wird belohnt. Dabei ist es egal, ob es uns auch auf lange Sicht Vorteile verschafft (Alkohol, Drogen, Essen, etc.). Was zählt ist der Augenblick. Aber genauso schnell, wie es gekommen ist, verschwindet dieses Glücksgefühl auch wieder und wir verlangen nach neuem “Stoff”. Deshalb wiederholen wir Dinge gern, die uns erst Nervenkribbeln und dann Glücksgefühle bescheren. “Nur die nächste Frage noch, die schaff ich ganz bestimmt!”
Verstärkt werden diese Reize bei Quizzes oft noch durch zusätzliche Spielelemente, wie zum Beispiel Stufen, die es zu erklimmen gilt, Gewinnsummen, die sich exorbitant steigern. Die Fallhöhe (das Risiko) wird mit jeder richtigen Antwort größer – und damit auch der Nervenkitzel.
Aber nicht nur das Gewinnen, das Bestätigen des eigenen Wissens, sondern auch das Lernen, macht einen großen Reiz von Quizen aus. Gerade eigentlich unbeteiligte Zuschauer erleben oft solche Aha-Effekte: “Donnerwetter, das hätte ich jetzt aber nicht gedacht!”
Solange wir selbst keine Entscheidung treffen (kein Risiko eingehen) müssen, ist auch unser Ärger über falsche Antworten nicht sonderlich groß. Man freut sich stattdessen wieder etwas dazugelernt zu haben. Ob man sich mit dem Kandidaten freut, hängt viel von der Sympathie für diesen ab. Manchmal gönnt man es ihm oder trauert, wenn es schief geht, aber manchmal klopft man sich auch vor Schadenfreude auf die Schenkel, wenn jemand scheitert, dem man den Erfolg nun gar nicht gegönnt hat.
Erfolg, positive Emotionen, Glücksgefühle – das sind Schlagwörter, die jedes Marketer-Herz höher schlagen lassen. Lassen sich Quizzes nicht auch für Werbezwecke nutzen? Na klar, die Antwort finden wir regelmäßig in der Post, in der Zeitung und natürlich auch im Internet.
Wie man Quizze und Ähnliches gezielt und effektiv für sein Online-Marketing nutzt, darüber erzähle ich Ihnen mehr im nächsten Spotlight. Jetzt aber wird es Zeit für ein Quiz:
https://www.internetunternehmerakademie.de/test-business-coaching-erstgespraeche/
Übrigens: Wussten Sie, dass das Konzept für “Wer wird Millionär” vorher von ARD, ZDF und Sat 1 als nicht erfolgversprechend abgelehnt wurde, bevor RTL damit einen unglaublichen, bis heute anhaltende Quizboom im deutschen Fernsehen auslöste? Tja, nicht nur Kroisos konnte sich kapital irren.