#13 | Kann man 2020 noch Online-Kurse verkaufen?

Viele der Teilnehmer in der InternetUnternehmerAkademie und meinen persönlichen Coachings stellen sich (oder mir) früher oder später diese Frage: Kann ich einen Online-Kurs machen und verkauft sich der dann überhaupt? Gute Frage:Verkaufen sich Online-Kurse 2020 überhaupt noch?

Die goldenen Zeiten der Online-Kurse scheinen vorbei zu sein, wenn man einigen Experten glauben mag:

“Früher hätte man damit noch schnell und einfach jede Menge Kohle verdienen können, heute aber, wo der Markt schon übervoll ist mit irgendwelchen Allerweltskursen von selbsternannten Irgendwas-Experten, ist dieses Geschäftsmodell so gut wie tot. Das Überangebot an meist schlechten Kursen hat die Branche ruiniert und die Billigst-Angebote bei Udemy und Co. haben ihr den allerletzten Rest gegeben. Und mal ganz ehrlich! Mit ein wenig Aufwand kann man alles einfach und umsonst bei Google und Youtube selbst recherchieren – statt Geld für Online-Kurse auszugeben. Fazit: Es lohnt sich einfach nicht mehr wertvolle Zeit und Mühe in die Erstellung eines Online-Kurses zu investieren.”

Wo sie Recht haben, haben sie Recht, oder?

Richtig ist:

  • Der Markt ist voll mit irgendwelchen Allerweltskursen.
  • Viele Online-Kurs-Ersteller, die sich einen Expertenstatus geben, kopieren nur Wissen, dass sie von anderen haben. So entstehen immer mehr Klone von Klonen von Klonen … (Beliebtestes Kopier-Thema ist übrigens: “Wie Sie einen Online-Kurs erstellen und sich als Experte etablieren”).
  • Mit einem Online-Kurs bei Udemy oder Amazon schnell richtig viel Geld zu verdienen ist bei dem großen und billigen Angebot auf solchen Plattformen nahezu unmöglich.
  • Für viele Themen kann man schnell und einfach gute und kostenlose Anleitungen und Kurse bei Google oder Youtube finden.

Falsch ist:

Es lohnt sich nicht mehr einen Online-Kurs zu erstellen.

Online-Kurse haben sich in der Vergangenheit gut verkauft und werden dies auch in der Zukunft tun – wenn Sie ein richtig gut aufeinander abgestimmtes Gesamtpaket aus Inhalt – Präsentation-Form-Zielgruppe-Marketing schnüren.

Inhalt:

Das, was Sie zu sagen haben, muss einen echten Mehrwert für den Käufer haben. Den tausendsten Online-Kurs zum Thema” Online-Kurs erstellen” braucht die Welt nicht wirklich. Sie sollten echte Ahnung und möglichst auch eine gute Portion Erfahrung auf ihrem Fachgebiet haben – sprich, Sie sollten ein echter Experte sein. Dann haben Sie sich mit ihren echten Inhalten fast automatisch von den Kopier-Klonen ab – (und werden selbst bald kopiert :-) )

Präsentation:

Diese Inhalte müssen Sie aber auch in einer den Nutzer ansprechenden Form transportieren. Ein inhaltlich wertvoller Online-Kurs der den Nutzer einschlafen läßt, ist kein wirklich guter Online-Kurs. Sie müssen es auch schaffen, kompliziertere Themen einfach verständlich zu machen. Um ihre Zielgruppe (siehe unten) richtig anzusprechen müssen Sie deren Sprache sprechen. Sie müssen nicht immer pure Begeisterung auslösen aber am Ende muss der Nutzer das Gefühl haben: “Ja, das Geld für den Online-Kurs hat sich mal wirklich gelohnt!”

Sehr wichtig, um dieses Ziel zu erreichen, ist es auch, dass Sie als vertrauenswürdige Persönlichkeit wahrgenommen werden. Viele Online-Kurse, die ich kenne, wirken zu 90% über die Persönlichkeit des Experten. Es gibt Naturtalente, die können jedes noch so nebensächliche Thema so überzeugend verpacken, dass man glaubt, es wäre das wichtigste der Welt. Schade nur, dass einige dieser Experten ihr Talent auch damit verschenken – anstatt die wirklich wichtigen, aber meist auch etwas komplexeren Themen an den Mann zu bringen.

Für einen wirklich guten Online-Kurs gilt deshalb: Es müssen immer zwei Dinge zusammenkommen, damit der Nutzer auch wirklich einen Nutzen von einem Online-Kurs hat: Inhalt und Präsentation.

Form:

“Online-Kurse müssen Video-Kurse sein – sonst geht gar nichts!” Das ist – einfach gesagt – Unsinn.

Die Art eines Online-Kurses muss sich nach dem Inhalt und dem Zweck de Kurses richten. Will man vor allem als Persönlichkeit überzeugen, ist ein Video natürlich die beste Wahl. Ich selbst aber bevorzuge zum Beispiel bei Online-Kursen wo Software-Fragen behandelt werden, Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit Screenshots und Beschreibungen in Schriftform. Bei dieser Art von Online-Kursen kann man das Lerntempo besser auf seine individuellen Bedürfnisse einstellen. Man scrollt, wenn man so weit ist (und muss nicht, wie bei Videos immer wieder vor- und zurückspringen.) Auch kann ich hier Texte meist besser inhaltlich verstehen als gesprochenen Text.

Praxistipp: Gerade für den Anfang oder den Fall, dass man sich vor der Kamera (noch) nicht so wohl fühlt, hilft es, wenn man erst einmal voll auf die Inhalte setzt und nicht so sehr auf die Persönlichkeit. Hat man dann überzeugende Inhalte, fällt es einem auch leichter, diese zu präsentieren.

Man kann auch beides (Persönlichkeit und Verständlichkeit) kombinieren. Bei vielen der Videos, die ich selbst mache, leite ich das Thema “vor der Kamera” ein und zoome bei wichtigen Punkten in den Text oder die Webseite hinein. Es gibt nicht die Themen, für die man sich zwingend zwischen Video oder Text, Persönlichkeit oder Inhalt entscheiden muss. Entscheidend ist immer: In welcher Form ist es am nützlichsten für meine Kunden?

Zielgruppe

Auch die Zielgruppe hat bei der Wahl der Präsentation ein wichtiges Wörtchen mitzureden. Die Aufmerksamkeitsspanne sinkt von Generation zu Generation. Wir ältere lassen uns vielleicht noch für längere Inhalte begeistern, die Generation Z möchte, dass man so schnell wie möglich auf den Punkt kommt. Einige Zielgruppen muss man mit seiner Persönlichkeit mehr motivieren (vor allem, wenn man will, dass sie “mehr” machen), andere dagegen können es nicht erwarten endlich mit den Inhalten loszulegen.

Es gilt außerdem: Inhalt bestimmt Zielgruppe, Zielgruppe bestimmt Inhalt. (Nein, dieser Satz ist kein Beispiel für “Ich habe ein echtes Entscheidungsproblem”!) Es gibt im Marketing tatsächlich so etwas wie das Henne-Ei-Problem. Was muss zuerst da sein: Inhalt oder Zielgruppe? Und das Problem läßt sich auch genau so wenig lösen. Man kann von beiden Seiten anfangen. Man sucht sich eine Zielgruppe und schaut welches Problem (Inhalt) diese haben könnte oder man hat eine Lösung für ein Problem (Inhalt) und sucht dafür die passende Zielgruppe. Hat man – je nachdem, was man sucht – eines von beiden gefunden, optimiert man sein Produkt auf das andere hin. Man optimiert den Inhalt auf die Zielgruppe oder man optimiert die Auswahl der Zielgruppe auf den Inhalt. Und dann macht man es umgekehrt. Und dann wieder umgekehrt. usw.

Marketing

Die Zielgruppe bestimmt wesentlich, welches Marketing man machen muss, um seinen Online-Kurs auch erfolgreich zu verkaufen. Wo finde ich meine Zielgruppe? Womit kann ich meine Zielgruppe begeistern? Welches Marketing-Instrument kann ich dafür nutzen? Je besser die Auswahl meiner Zielgruppe ist, je besser ich meine Zielgruppe analysiert habe, desto effektiver wird mein Marketing sein. Wissen Sie, welche Eigenschaften Ihre Zielgruppe hat (Alter, Geschlecht, Interessen, Neigungen – Abneigungen, Kaufkraft, usw.) desto zielsicherer können Sie zum Beispiel ihre Werbung auf Facebook oder Google Ads aussteuern. Die Ergebnisse ihrer Marketing-Kampagnen wiederum geben Ihnen wichtige Daten über ihre Zielgruppe. Wer kauft denn eigentlich wirklich meinen Online-Kurs? Sind es tatsächlich die Nutzer, die ich “im Visier” hatte? Wenn ja, gut. Wenn nein, was sollte ich ändern: Zielgruppe oder Inhalt? Sie ahnen es, hier geht das Hin-und-her-Prozedere wieder los. :-)

Fazit:

Ein Online-Kurs ist nicht nur ein Online-Kurs. Wichtig ist immer das Gesamtpaket. Haben Sie ein überzeugendes Paket, wird es den Nutzer auch überzeugen. Online-Kurse sind auch 2020 nicht tot. Eher das Gegenteil ist der Fall. Bei der Menge an Müll sind gute Online-Kurse gefragter denn je. Unser Leben wird immer technischer – und damit komplizierter. Die Menschen werden immer individueller – und damit auch ihre Interessen. Für so gut wie jedes Hobby finden sich im Internet Menschen mit denen man es teilen kann. Und es ist noch lange nicht jede Nische beackert. Es gibt auch nicht nur den einen optimalen Online-Kurs für ein Thema. Genauso wenig, wie es nur ein optimales Auto oder Fernsehprogramm gibt. Der Markt ist groß und wird immer größer. Das ist und bleibt die Chance für jeden echten Experten, mit seinem Wissen gutes Geld zu verdienen.